Mein Kind hat recht und ich auch!

Die drei Wahrnehmungspositionen: Ich – Du – Meta

In schwierigen, belastenden oder konfliktreichen Situationen kann es hilfreich sein, dich in die Gefühlslage deines Kindes zu versetzen. Oder auch auch im Nachhinein, wenn eine Situation eskaliert ist, um sie dann zufriedenstellend für alle zu lösen. Mit der GfK hast du gesehen, wie du deine Wahrnehmung von Bewertungen und Interpretationen trennen kannst. Die Übung der Wahrnehmungspositionen unterstützt dich weiter darin. Sie hilft dir, dein Kind besser zu verstehen, Schuldzuweisungen aufzulösen und eigene Anteile an der Situation zu erkennen.

Die Ich-Du-Meta-Positionen

1. Position – Ich: Ich – ganz bei mir

  • Ganz in meinem Erleben – in meinen Gefühlen, meinem Körper, meinem Denken – im Allgemeinen und bezogen auf die zu lösende Situation
  • Im Kontakt mit mir
  • Ganz da – im Hier und Jetzt

2. Position – Du: Ich – ganz bei dir

  • Für kurze Zeit springe ich aus meiner Haut heraus und erlebe die Welt durch die Augen meines Kindes.
  • Ich werde intuitiv zu meinem Kind und erlebe die Welt mit seinem Denken, Fühlen, mit seinen Fähigkeiten, Absichten und Werten

3. Position – Meta: Ich schaue mir und dir aus der Distanz zu

  • Ich bin Regisseur in dem Stück, das gerade vor mir gespielt wird, gleichzeitig auch Zuschauer und Mitspieler
  • Vom Regiesessel sehe ich mir und meinem Kind zu (Blick von der 3. auf die 1. und 2. Position)
  • Ich beobachte die Gesamtsituation von einer losgelösten Warte im Gleichgewicht mit mir selbst.
  • Meine Beobachtung ist sehr genau in allen Bereichen der Wahrnehmung.
  • Ich lasse mich dabei auch von meinen Beobachter-Ressourcen leiten: Neugier, Humor, Bewegung, Flexibilität, Zielorientierung.
  • Ich erkenne, wie ich anders mit der Situation umgehen kann und was mein Kind und ich brauchen

Die Übung dazu:

  1. Erinnere dich an eine schwierige Situation mit deinem Kind, für die du keine zufrieden stellende Lösung gefunden hast.
  2. Wähle drei unterschiedliche Positionen im Raum, die du während der Übung nacheinander einnehmen kannst: Position 1 – für dich; Position 2 – für dein Kind; Position 3 – für die Sicht von außen
  3. Gehe zuerst in Position 1 und erinnere sich an das, was du gesehen, gehört und gefühlt haben, was du dort gedacht haben und zu deinem Kind gesagt hast.
  4. Gehe nun in Position 2 und sieh dich sich von außen mit den Augen deines Kindes, sieh dich, wie du von außen aussiehst. Höre, was du eben zu deinem Kind gesagt hast nun aus der Position deines Kindes. Fühle dich ein, wie du dich als dein Kind mit diesen Worten fühlt. Sage das, was dein Kind geantwortet hat und bewege dich sich so, wie dein Kind sich bewegt hat. So bekommst du ein Gefühl dafür, wie es ist, dein Kind zu sein.
  5. Gehe nun in die Meta-Position und nimm eine distanzierte Körperhaltung ein. Sieh dir das Ganze von außen an und beschreibe, was abläuft wie ein Wissenschaftler, ein Verhaltensforscher, ein Psychologe. Welche Tipps oder Ratschläge kannst du der Person auf Platz 1 geben?
  6. Mit dem Wissen und den neuen Einsichten aus der Einnahme der Position 2 und der Meta-Position gehst du wieder zurück in Position 1 und änderst dein Verhalten den Einsichten entsprechend.
  7. Wiederhole dieses Vorgehen, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist.
  8. Der Blick in die Zukunft: Teste das Ergebnis, indem du dir die nächste schwierige Situation mit deinem Kind vorstellst und nimm wahr, was sich in deiner Einstellung zu dieser Situation gegenüber vorher verändert hat.
  9. Welche Lösungsansätze für den Konflikt mit deinem Kind kannst du aufgrund dieser Übung für die Zukunft beachten?

Die Position zu wechseln und dich in die Position deines Kindes zu versetzen, kann dir eine andere Sicht auf dein Kind eröffnen. Dadurch entwickelst du mehr Verständnis und gehst (noch) liebevoller mit ihm um.