Integrale Gesundheit

Was braucht ein Mensch, um ein gesundes, glückliches und nachhaltiges Leben zu führen?

Mit der Beantwortung dieser Frage begründete Ken Wilber die Integrale Theorie. Ken Wilber ist amerikanischer Philosoph und gilt als einer der wichtigsten interdisziplinären Denker unserer Zeit. Wie kein anderer hat er es geschafft, die unterschiedlichsten Wissenssysteme und Weisheitstraditionen aus Ost und West auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Doch was bedeutet INTEGRAL?

Viele von verbinden mit „Integral“ noch die Mathematik in der Schule. Integral bedeutet aber auch: Umfassend, ausgewogen und einschließend. Zu einem Ganzen dazugehörend und es erst zu dem machen, was es ist. So bedeutet Integrale Gesundheit die Gesundheit auf jeder Ebene des Seins. Der integrale Aspekt bezieht sich auf eine begriffliche Landkarte,die AQAL heißt: Alle Quadranten, alle Ebenen (All Quadrants, all Levels) und wurde von Ken Wilber entwickelt.

Der Körper

Zur Integralen Lebenspraxis (ILP) gehört es, dass du deinen Körper voll annimmst und weise von ihm Gebrauch machst. Körperliche Gesundheit ist einer der wichtigsten Werte in unserer Gesellschaft. Zu wirklicher Gesundheit gehört ein balanciertes Wohlbefinden, das auf einem gesunden Lebensstil basiert.

Jeder Körper kann sich in drei Zuständen befinden: wach, im Traum und im Tiefschlaf. Mit diesen Zuständen sind bestimmte Bewusstseinszustände verbunden. In der ILP spricht man vom grobstofflichen (wach), subtilen (Traum) und kausalen (Tiefschlaf) Körper.

Wach erleben wir unsere Umwelt durch unsere Sinne: mit den Augen, Ohren, Gerüchen, dem Geschmack und dem Bewegungsempfinden.

Im Traum verschwindet alles Grobstoffliche aus deiner Wahrnehmung. Dein Traumkörper kann seine Gestalt verändern und ungehindert durch verschiedene Dimensionen gehen: Albträume, Glück, unterschiedliche Zeiten und Orte. Er hängt eng zusammen mit deinen Ahnungen, Wünschen, Gefühlen, Absichten, Ideen, Visionen und noch vieles mehr. Er ist freier als dein grobstofflicher Körper, weil er nicht an die physischen Gesetzmäßigkeiten gebunden ist. Dein Traum kann dich zum Handeln inspirieren und dein Leben verändern.

Im Tiefschlaf bist du frei von subtilen und grobstofflichen Erfahrungen. In Stille und Ruhe ist dein Bewusstsein einfach und ohne Ablenkung. Dieser Zustand ist gerpägt von tiefem Wohlbefinden und der Abwesenheit von Leid. Hieraus gehen deine subtilen und grobstofflichen Energien hervor, dies ist sozusagen die die Quelle deines Seins.

Jeden Zustand deines Körpers kannst du durch gezielte Übungen stärken. Hier sind einige Beispiele dafür:

Stärkung des grobstofflichen Zustandes

  • Gewichtheben
  • Laufen
  • jede Art von Gymnastik mit dem eigenen Körpergewicht
  • jede Art von Sport (Skilaufen, Tennis, Basketball, Judo, Frisbee, …)

Stärkung des subtilen Zustandes

  • Yoga
  • Tai Chi und Chi Gong
  • Atemübungen
  • Visualisierungen

Stärkung des kausalen Zustandes

  • Mantra-Meditation
  • Atem-Meditation

Ein weiterer wichtiger Aspekt zur körperlichen Gesundheit auf jeder Ebene deines Seins ist die Ernährung deines Körpers. Wie nährst du ihn? Ob du weise und gesund isst oder dich schlecht ernährst hat einen tiefgreifende Auswirkung auf deine körperliche Leistungsfähigkeit und Energie.

Essen ist sowohl ein grundlegendes Überlebensbedürfnis als auch ein psycho-emotionales Bedürfnis. Die Praxis einer weisen Ernährung kann auf die anderen Aspekte unseres Lebens besonders starke Auswirkungen haben.

Unser Essverhalten beruht meist auf Konditionierungen und entwickelt sich ein Leben lang durch all diese Faktoren. Dadurch wird es irgendwann unbewusst.
Und wir kümmern uns nun darum, uns unser Essen wieder bewusst zu machen.
Wir können einen Schritt zurücktreten und uns unsere Gewohnheiten aus der Distanz anschauen und es dann in eine bewusste Praxis umwandeln.

Wir nehmen aus psychologischen, biologischen, kulturellen und sozialen Gründen Nahrung zu uns – das sind die Bereiche, die die vier Quadranten darstellen. So kann die Integrale Ernährung in den vier Perspektiven des Quadrantmodells von Ken Wilber betrachtet werden.

Das Quantenmodell für die Integrale Ernährung

In unserer Gesellschaft ist es leichter, sich schlecht zu ernähren als auf eine gesunde Ernährung zu achten. Mit dem Quantenmodell der Integralen Ernährung wird es vielleicht etwas leichter, sich bewusst zu ernähren.

Verstand – Integral

Das Verstandmodul der ILP gliedert sich in zwei Bereiche:

  • die Fähigkeit, differenzierte, komplexe und genaue Perspektiven einzunehmen
  • die Erweiterung des geistigen Bezugsrahmens zur Einordnung dieser Perspektiven

Verschiedene Menschen haben verschiedene Perspektiven auf die gleichen Umstände oder Situationen. Und jede Perspektive ist sowohl wahr als auch nur ein Ausschnitt des Ganzen. Bleib also nicht auf deinem vertrauten Standpunkte stehen. Entwickele Neugier auf neue und andere Sichtweisen.

An dieser Stelle komme ich auf das Quadrantenmodell AQUAL zurück. AQAL bedeutet: Alle Quadranten, alle Ebenen, alle Linien, alle Zustände und alle Typen.

Quadranten: kombinieren unser „Innen und Außen“ und unsere „Individualität und Kolektivität“ (Ich, Wir, Es, Sie).

Ebenen: sind Ordnungsstrukturen und spiegeln die Stufe unseres Bewusstseins wider. Geht es um mich, um uns oder um alle?

Linien: sind Bereiche, in denen Wachstum und Entwicklung stattfinden kann, z.B. moralisch, kognitiv, musikalisch …

Zustände: von Bewusstsein. Sie wechseln vom Wachen zum Träumen zum Tiefschlaf zum Flow …

Typen: sind sogenannte horizontale Unterschiede, wie männliche oder weibliche Ausdrucksformen, Kultur oder Persönlichkeitstypenm (wie z.B. im Enneagramm, in der Psychographie oder in der Myers-Briggs Typologie).

Mit AQAL findet alles Platz in einem Bild

Die vier Quadranten schaffen mit zwei einfachen Unterscheidungen Raum für alles:

Die erste Unterscheidung zwischen Innen und Außen. Zum Innen gehören Gedanken, Gefühle, Deutungen und (meditative) Erfahrungen. Zum Außen gehören Materie, Körper und Gehirne, sowie Verhaltensweisen.

Zum Zweiten wird zwischen dem Individuum und dem Kollektiv unterschieden. Der einzelne Mensch hat individuelle Prägungen und Erfahrungen, die ihn ausmachen. Er bewegt sich immer auch im Kollektiv, in seiner kulturellen Zugehörigkeit.

Daraus ergeben sich die vier Räume, die du schon in der Einführung zu ILP gefunden hast: Ich, Wir, Es und Sie.

Der GEIST

Das GEISTmodul dient der Erforschung und Erfahrung von Spiritualität in unserem Alltagserleben. Spiritualität bezieht sich hier nicht auf ein übersinnliches Erleben, welches getrennt ist von unserem ganz normalen Leben. Es geht vielmehr darum, wie du deine für dich passende spirituelle Praxis in deinen Alltag integrieren kannst. Wir sind spirituelle, sprich geistige Wesen – immer, in jedem Moment. Auch wenn wir es oft vergessen …

Die ILP dient der Erinnerung: Du bist mehr als dein Körper.

Doch lass uns zuvor einmal den Begriff „Spiritualität“ genauer anschauen. Ken Wilber suchte auch hier nach dem gemeinsamen Nenner aller spirituellen Strömungen: Der Mensch ist sich bewusst, dass er nicht nur Körper ist, sondern dass er eingebettet in etwas Größeres ist.

Wir können GEIST auch als Gott, Bewusstheit, So-Sein oder All-Einheit definieren. GEIST ist die Kraft, die alles bewegt und verbindet, die uns mit Sinn und Energie erfüllt. Demnach können wir GEIST auch als Liebe, die Quelle, Qi, Prana, Gottesbewusstsein beschreiben.

Egal welche Definition du hast, du ahnst sicherlich, was ich damit sagen möchte: Es gibt eine Kraft in uns und um uns herum, die einfach IST. Diese Kraft ist gut, wahr, schön und voller Liebe.

Wir sind also nicht nur Körper, sondern viel mehr. Wir sind ein Teil von dieser Kraft, von GEIST. Und weil wir ahnen, dass wir nicht nur Körper sind, suchen wir bewusst oder unbewusst nach Sinn und GEIST. In der Tiefe sehnen wir uns danach, wieder die bewusste Einheit mit Gott/GEIST zu erfahren. Wir sehnen uns danach, aus der Illusion der Trennung aufzuwachen.

Die Praxis der ILP hilft uns dabei, immer mehr diese Illusion zu durchschauen und uns wieder mit dem Ursprung zu verbinden. Und das darf leicht in unserem Alltag stattfinden und nicht getrennt in einem Kloster oder einer Einsiedelei. ?

Wir finden also mit der ILP die Essenz des Wahren, Guten und Schönen. Diese Essenz ist von Natur aus in uns angelegt und auch in allem, was ist: GEIST

Der klassische Weg dahin ist eine regelmäßige Mediationspraxis, aber/und auch Yoga, Qigong und viele anderen Praktiken können dich darin unterstützen. Doch letztendlich ist jeder bewusste Moment, in dem du dich nicht als nur Körper u./o. Verstand erfährst, ein Eintauchen in GEIST. Das kann auch bei einem Spaziergang, beim Sex, in einem Gespräch, beim Sport, beim Betrachten einer Blume geschehen ….

Die vielen Farben von GEIST

Das Spektrum der Weltsichten aus dem Modul Verstand findet auch im Modul GEIST Anwendung. Hier ist es sinnvoll, sich zunächst mit dem Begriff GEIST auseinanderzusetzen. Was bedeutet er für dich?

GEIST wird oft synonym für Bewusstheit, Gott oder So-Sein oder als bewusste Lebensenergie (Lebenskraft, Prana, Qi, Heiliger geist, …) genutzt.

Betrachtet man die fünf verbreitetsten Weltsichten, gibt es fünf Ebenen von GEIST:

  • Magenta/Rot – Magisch
  • Bernstein – Mythisch
  • Orange – Rational
  • Grün – Pluralistisch
  • Petrol/Türkis – Integral

Auf den christlichen Glauben übertragen heißt das, dass Menschen, die an einen magischen „magenta-farbenen“ Gott glauben, sind weit, weit entfenrnt von Menschen, die an einen pluralistischen „grünen“ oder gar integralen „türkis-farbenen“ Gott glauben.

So finden wir vielleicht ein Verständnis dafür, dass es unter dem Dach des Glaubens so viele unterschiedliche Ansichten gibt und das daraus Konflikte entstehen, die sogar zu Kriegen führen.

 

Der Schatten

Der Begriff Schatten bezeichnet die Aspekte unserer Persönlichkeit, die wir nicht mögen, ablehnen, zurückweisen oder gar abspalten. Diese Antriebe und Gefühle werden oft aus unserer bewussten Wahrnehmung verdrängt. Damit sind sie jedoch nicht verschwunden. Sie machen sich bemerkbar und oft gerade dann, wenn wir es am wenigsten gebrauchen können.

Es ist harte Arbeit an den Schatten festzuhalten. Es braucht einen enormen Aufwand an Energie, um eigene unerwünschte Aspekte von uns kontinuierlich zu verbergen!

Mit der Schattenarbeit kann die Verdrängung aufgehoben werden und die Energie, die wir aufwenden, um die Schatten im Unbewussten zu halten, freigesetzt werden, so dass wir sie für unser Wachstum nutzen können.

Es ist deine Entscheidung: Willst du daran arbeiten, dir deine unterdrückten und unbewussten Gefühle, Bedürfnisse und Potentiale bewusst zu mache? Oder willst du dich durch sie in deien Entscheidungen beeinflussen lassen?

Unser Hinweis an dieser Stelle: Unsere Anregungen, wie man sich seinem Schatten nähern kann, ersetzen bei schweren psychischen Erkrnakungen oder Traumatisierungen KEINE Psychotherapie. Sie gelten für Menschen, die insgesamt ganz gut zurecht kommen und ihr Leben sinnvoller und schöner gestalten, die ihre Potentiale entfalten möchten.

Die Ursprünge des Schattens

Unsere Schatten entstehen, wenn wir unseren Erlebnissen und Erfahrungen und den damit verbundenen Gefühlen keinen Raum geben oder geben dürfen. Das kann z.B. der Ärger eines Kindes über seinen Vater, seine Mutter oder andere enge Bezugsperson sein. Wenn es diesen Ärger nicht zeigen darf, weil es Angst hat, die Liebe und alles, was damit verbunden ist (Trost, Nahrung, Wärme, Sicherheit, …) zu verlieren, unterdrückt es ihn. Damit verschwindet der Ärger nicht. Er kann auf andere Menschen oder Situationen projiziert werden oder er äußert sich in Form von Angst oder Traurigkeit.

Mit der Schattenarbeit kannst du dich dem Ärger wieder nähern, ihn spüren und ihm den passenden Rahmen geben. Oft sind Dinge, die mich an anderen besonders stören, aufregen, faszinieren oder anziehen, meine eigenen verdrängten Schattenanteile – die ich allerdings nicht wahrnehme. So kann mein Verhalten unbewusst und ungewollt durch den Schatten gesteuert werden und Verhaltensmuster erzeugen, die ich nicht will und die für mich in keiner Weise hilfreich sind.

Was helfen kann

  1. Schau dir genau an, was dich stört. Schreibe es auf oder „erzähle es einem leerem Stuhl“. Achte darauf in der dritten Person zu schreiben oder zu sprechen – also er, sie oder es zu nutzen.
  2. Führe einen Dialog. Also schreibe der Störung einen Brief bzw. sprich wieder mit dem leeren Stuhl. Schreibe oder sprich in der zweiten Person, also „du“.
    Um Kontakt aufzunehmen, kannst du zunächst Fragen stellen, wie:
    Wer oder was bist du?
    Woher kommst du?
    Was willst du von mir/für mich?
    Was willst du sagen?
    Welches Geschenk hast du für mich?
    Was ist deine gute Absicht?
    Schreib es auf oder sprich es laut aus. Du wirst von den Ergebnissen überrascht sein.
  3. Begib dich jetzt auf die andere Seite, also schreib in der „Ich-Form“ bzw. setz dich auf den leeren Stuhl sprich in der „Ich-Form“.
    Sieh die Welt ganz aus der anderen Perspektive, aus der Perspektive der Störung. Entdecke und spüre die Ähnlichkeiten und identifiziere dich damit, indem du dies benennst: „Ich bin ….“
    Das mag sich zunächst etwas fremd und merkwürdig anfühlen – geht es doch um Dinge, die du bisher nicht sehen konntest oder wolltest.
    Um den Prozess abzuschließen, kannst du diesen bisher abgelehnten oder verleugneten Anteil begrüßen und ihm für seine Arbeit danken – oder was immer sich in der Situation gut und richtig für sich anfühlt.

Falls du es ausprobierst – teile gerne deine Erfahrungen mit uns. Und wenn du dabei Unterstützung haben magst, wir sind für dich da.

Barbara Westphalbarbara@westphal-coaching.de
Shanti Karin Cirkelinfo@karincirkel.de