Mit deinem Kind einfühlsam reden

Heute geht es darum, wie du mit deinem Kind einfühlsam reden kannst. Dazu beschreibe ich kurz das Modell der gewaltfreien Kommunikation – GfK. Es wurde in den 1970-er Jahren von Marshall B. Rosenberg entwickelt. Die GfK ist bestens geeignet, dich mit deinem Kind auf Augenhöhe zu verständigen, mit ihm zu reden und Konflikte mit ihm zu lösen. Dabei geht es um die Beziehung zu deinem Kind, Verständnis für es und seine Handlungen zu haben. Mithilfe der GfK formulierst du deine Botschaften klar, ehrlich und authentisch. So trittst du deinem Kind wertschätzend gegenüber und verabschiedest dich von verbaler Gewalt. Zur verbalen Gewalt gehören:

  • Schreien, Drohen und Beleidigen
  • Entwürdigen durch z.B. Demütigung oder Bloßstellen
  • Einschüchtern
  • Entmutigen
  • Ängstigen
  • häufiges Zurechtweisen
  • Negieren von Gefühlen
  • Banalisieren und Leugnen
  • Schuldzuweisungen
  • verletzende Scherze

Mit verbaler Gewalt übst du Macht über dein Kind aus.

GfK anzuwenden bedeutet mitnichten, dass dein Kind nun machen darf was es will. Im Gegenteil: Wenn du deine Wünsche und Erwartungen klar formulierst, versteht es, worum es dir geht, ihr kommt in einen echten Austausch und tretet zueinander in Beziehung. Wie geht das nun mit der Gewaltfreien Kommunikation?

Die GfK enthält vier Komponenten:

Beobachtungen: Welche konkrete Handlung, welches Verhalten, das ich beobachten kann beeinträchtigt mein Wohlbefinden? Beispiel: Alle Spielzeuge liegen durcheinander im Zimmer verstreut.

Gefühle: Welche Gefühle löst ein bestimmtes Verhalten oder eine Handlung bei dir aus? Ein unaufgeräumtes Kinderzimmer kann je nach Stimmungslage und und Typ unterschiedliche Gefühle hervorrufen: Unzufrieden, frustriert, ärgerlich, überlastet, enttäuscht – aber auch Freude darüber, dass das Kind so gedankenverloren spielt.

Bedürfnisse: Jeder Mensch hat welche: das Bedürfnis nach Sicherheit, Verbundenheit, Freiheit, Selbstbestimmung, Kreativität, Anerkennung, Ordnung … Treffen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander, können Konflikte entstehen. Im Fall des unaufgeräumten Kinderzimmers könnte das das Bedürfnis nach Ordnung einerseits und das Bedürfnis nach Autonomie Und Kreativität andererseits sein. Für dich ist es enorm wichtig, dass deine Bedürfnisse erfüllt sind. Denn nur dann kannst du dich angemessen um die deiner Kinder kümmern. In diesem Fall könnte das Bedürfnis so lauten: Ein unaufgeräumtes Zimmer macht mich unruhig und kribbelig. Damit ich mich entspannen kann, brauche ich Ordnung.

Bitten: Rosenberg geht davon aus, dass Menschen grundsätzlich gerne etwas für andere Menschen tun. Der dänische Familientherapeut Jepser Juul (Dein kompetentes Kind formuliert es so: Kinder wollen kooperieren. Der Schlüssel zur Kooperation ist, dass die Bitte tatsächlich als Bitte (und nicht als Forderung) formuliert ist. In diesem Fall könnte es so funktionieren: Wir teilen uns das Aufräumen. Du räumst die Legosteine ich Kiste und ich räume deine Bastelsachen weg, einverstanden?

Kindern fehlen häufig noch die Worte und den kleineren auch die Empathie, sich in andere hineinzuversetzen. Dein Kind wird kaum etwas sagen wie: „Ich bin verärgert, weil ich das Video noch zu Ende schauen wollte und bin enttäuscht.“ Statt dessen sagt es wohl eher sowas wie „Blöde Mama“ oder „Blöder Papa“. Deine sinnstiftende Reaktion könnte so aussehen:

Deine Wahrnehmung äußern: Ich habe den Computer ausgeschaltet.
Gefühl deines Kindes benennen: Und das macht dich jetzt sauer.

Bedürfnis benennen: Weil du das Video gerne zu Ende geschaut hättest.

Erwartung benennen: Du wünschst dir nun, dass ich den Computer wieder anmache. … Und dann in die eigene Bitte übergehen, z.B. „Ich glaube, dass zu viel Zeit am Computer ungesund ist und deshalb lese ich dir lieber eine Geschichte vor oder gehe mit dir auf den Spielplatz.“

Der Humorist Karl Valentin formulierte es folgendermaßen: „Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“ Wenn du also möchtest, dass dein Kind respektvoll mit dir spricht, mach es vor – nicht einmal, sondern immer. Was noch wichtig ist: Manche Dinge sind nicht verhandelbar. Die Werte deiner Familien, Regeln und Grenzen sollte dein Kind lernen und erfahren. Aus die Straße zu laufen, ohne auf den Verkehr zu achten oder die Finger in eine Steckdose stecken sind „No Goes“, über die es keine Dikussionen gibt.