Verstand – Integral

Das Verstandmodul der ILP gliedert sich in zwei Bereiche:

  • die Fähigkeit, differenzierte, komplexe und genaue Perspektiven einzunehmen
  • die Erweiterung des geistigen Bezugsrahmens zur Einordnung dieser Perspektiven

Verschiedene Menschen haben verschiedene Perspektiven auf die gleichen Umstände oder Situationen. Und jede Perspektive ist sowohl wahr als auch nur ein Ausschnitt des Ganzen. Bleib also nicht auf deinem vertrauten Standpunkte stehen. Entwickele Neugier auf neue und andere Sichtweisen.

An dieser Stelle komme ich auf das Quadrantenmodell AQUAL zurück. AQAL bedeutet: Alle Quadranten, alle Ebenen, alle Linien, alle Zustände und alle Typen.

Quadranten: kombinieren unser „Innen und Außen“ und unsere „Individualität und Kolektivität“ (Ich, Wir, Es, Sie).

Ebenen: sind Ordnungsstrukturen und spiegeln die Stufe unseres Bewusstseins wider. Geht es um mich, um uns oder um alle?

Linien: sind Bereiche, in denen Wachstum und Entwicklung stattfinden kann, z.B. moralisch, kognitiv, musikalisch …

Zustände: von Bewusstsein. Sie wechseln vom Wachen zum Träumen zum Tiefschlaf zum Flow …

Typen: sind sogenannte horizontale Unterschiede, wie männliche oder weibliche Ausdrucksformen, Kultur oder Persönlichkeitstypenm (wie z.B. im Enneagramm, in der Psychographie oder in der Myers-Briggs Typologie).

Mit AQAL findet alles Platz in einem Bild

Die vier Quadranten schaffen mit zwei einfachen Unterscheidungen Raum für alles:

Die erste Unterscheidung zwischen Innen und Außen. Zum Innen gehören Gedanken, Gefühle, Deutungen und (meditative) Erfahrungen. Zum Außen gehören Materie, Körper und Gehirne, sowie Verhaltensweisen.

Zum Zweiten wird zwischen dem Individuum und dem Kollektiv unterschieden. Der einzelne Mensch hat individuelle Prägungen und Erfahrungen, die ihn ausmachen. Er bewegt sich immer auch im Kollektiv, in seiner kulturellen Zugehörigkeit.

Daraus ergeben sich die vier Räume, die du schon in der Einführung zu ILP gefunden hast: Ich, Wir, Es und Sie.

Der Ich-Raum beschreibt deine Persönlichkeit. Dazu gehören deine Werte, dein Rollenverständnis (als Partner, Chefin, Vater, Schwester, …), deine Einstellungen und Überzeugungen, sowie deine Gefühle und Emotionen.

Der Es-Raum zeigt dein von außen beobachtbares Verhalten.

Im Wir-Raum bewegst du dich in Gruppen mit anderen Menschen und teilst mit ihnen Werte, Überzeugungen, Erwartungen und Bedeutungen, die stets mehr oder weniger transparent werden – oder eben auch nicht.

Im Sie-Raum wird das Außen sichtbar, die Rahmenbedingungen, die ein System bestimmen.

Die Ebenen des Bewusstseins sind das zweite wesentliche Element des AQAL-Bezugsrahmens. Es gibt mehr oder weniger entwickelte und bewusste Strukturen des Bewusstseins. Als einzelner Mensch oder als Gesellschaft entwickeln wir uns über Stufen oder Wellen weiter entwickelten und bewussten Strukturen. Dies bildet sich in allen vier Quadranten ab:

  • in der physischen und biologischen Evolution – Es
  • in der sozio-ökonomischen Entwicklung – Sie
  • in der kulturellen Evolution – Wir
  • in der Entwicklung des individuellen menschlichen Bewusstseins – Ich

Willst du dich im Rahmen von ILP weiterentwickeln, ist es von großer Bedeutung, dass du deine Entwicklung in allen vier Quadranten im Auge behältst und sie harmonisch in Einklang bringst.

Es gibt verschiedene Typen von Linien:

  • die kognitive Linie: vermittelt die grundlegende Fähikeit verschiedene Perspektiven einzunehmen. Sie ist für die anderen Linien notwendig. Denn, um mit etwas angemessen umgehen, es fühlen oder sich darum kümmern zu können, ist es notwendig, dass du es ereknnen kannst.
  • die auf das Selbst bezogenen Linien: hier geht es um deine Bedürfnisse, deine Werte, deine Identität, deine Entwicklung.
  • die Talentlinien: Was liegt dir besonders? Was fällt dir leicht? Ist es Mathematik oder Musikoder beides? Oder ganz was anderes?
  • andere wichtige Linien: Dazu gehören deine Spiritualität, deine Emotionalität, dein ästhetisches Empfinden und noch vieles mehr.

Entwicklungslinien könne auch als Fragen betrachtet werden, die dir das Leben immer wieder stellt:

  • Was erkenne ich (kognitive Fähigkeiten)?
  • Was brauche ich (Bedürfnisse)?
  • Wer bin ich (Identität)?
  • Was ist für mich wichtig (Werte)?
  • Wie empfinde ich das (Emotionalität)?
  • Was finde ich schön oder anziehend (Ästhetik)?
  • Wie handle ich (moralische Entwicklung)?
  • Wie tauschen wir uns miteinader aus (Zwischenmenschliche Entwicklung)?
  • Was ist mein höchstes Anliegen (Spiritualität)?

Ein Spektrum von Weltsichten

Das Gemeinsame der inneren Entwicklung aller Individuen ist ihr Bewustsein. Der Grad des Bewusstseins variiert dabei. Ähnlich wie das Werte-System Spiral Dynamics wird dieser Grad in einer Reihe von Farben dargestellt, die sich am Spektrum des Regenbogens orientieren: Infrarot – Magenta – Rot – Bernstein – Orande – Grün – Petrol – Türkis – Indigo.

Die Bedeutung der Farben in einem Satz:

Infrarot – Archaische Weltsicht: Mit ausreichend Nahrung, Wasser, Schutz und Wärme sind grundlegenden Überlebensbedürfnisse erfüllt.

Magenta – Magische Weltsicht: Im Stamm oder in der Familie gibt es heilige Orte und Rituale, die Sicherheit und Beständigkeit bringen.

Rot – Die Weltsicht der Macht: Das Ich entfaltet sich und betrachtet sich als den Mittelpunkt der Welt. Es setzt seinen Willen und seine Wünsche unmittlelbar durch.

Bernstein – Mythische Weltsicht: Regeln, Gesetze und Gebote geben dem Leben eine klare Bedeutung, eine Richtung und einen Sinn.

Orange – Rationale Weltsicht: Der Mensch strebt nach Fortschritt, Erfolg, Unabhängigkeit und Wohlstand und gestaltet seine Zukunft.

Grün – Pluralistische Weltsicht: Viele unterschiedliche Perspektive finden Anerkennung. Gemeinschaft und Konsens sind wesentliche Werte.

Petrol – Weltsicht der integralen Systeme: Petrol umfasst die Erkenntnis, dass alle Weltsichten ihre Berechtigung haben und entwickelt die Fähigkeit, noch umfassendere und vielschichtigere Perspektiven einzunehmen.

Türkis – Integrale holistische Weltsicht: Das systemische Bewusstsein wächst, ebenso wie die Identifikation mit diesen Systemen statt mit dem individuellen Selbst.

Indigo – Über-integrale Weltsicht: Das eigene Selbstgefühl identifiziert sich mit größeren Systemen und ist verbunden mit einem tiefen Gefühl von Einssein.

Täglich erleben wir die drei grundlegenden Zustände von Wachen, Träumen und Tiefschlaf. Innere Zustände wie Euphorie, Enttäuschung, Neugier, Freude, Traurigkeit … kommen und gehen und sind uns mehr oder weniger bewusst.

Auch Zustände können in den Quadranten abgebildet werden:

Bleiben als letzter Punkt noch die Typen:

Beispiele dafür gibt es überall, in der Musik, in Beziehungen, in Sprachen, in den Perönlichkeiten.

Männer und Frauen durchlaufen in ihrer Entwicklung die gleichen Stufen, jedoch mit unterschiedlicher Betonung. Männlich orientierte Menschen betonen eher Recht und Gerechtigkeit, weiblich orientierte Menschen legen mehr Wert auf Verantwortlichkeit und Fürsorge. Jeder Mensch hat weibliche und männliche Anteile. Worauf es hier ankommt: keiner der beiden Anteile sollte unterdrückt oder auf Kosten der anderen aktiviert werden. So können wir alle Anteile oder Facetten unseres Seins leben.

Typen werden im Quadrantenmodell so angeordnet:

Mit Hilfe von AQAL eine größere Welt sehen

AQAL unterstützt dich dabei, Menschen und das, was sie tun, zu verstehen. So bist du besser in der Lage, unterschiedliche Perpektiven einzunehmen. Du kannst dich besser in andere hineinversetzen, sozusagen in ihren Mokassins laufen. So findest du leichter Antworten aus Fragen wie:

Von wo kommt dieser Mensch?
In welchem Quadranten fühlt er sich ammeisten zuhause?
Auf welcher Bewusstseinebene bewegt er sich?
Wie sind welche Linien bei ihm entwickelt?
In welchem Zustand befindet er sich?
Welcher Persönlichkeitstyp ist er?

Das bedeutet nicht, dass du in allem mit anderen Menschen übereinstimmen sollst. Die integrale Sicht hilft dabei, dass wir uns mit mehr gegenseitigem Verständnis und größerer Aufgeschlossenheit begegnen. So können neue Lösungen und Antworten Konflikte oder Probleme gefunden werden.