Die Stufen von Spiral Dynamics
Hier findest du eine Übersicht und den Versuch einer Erklärung der verschiedenen Stufen von Spiral Dynamics
Beige – Instinkt und reines Überleben
Die beige Stufe entstand vor ca. 100.000 Jahren. Hier geht um automatisches Existieren und instinktives Überleben, um die nackte Existenz, Nahrung, einen sicheren Schlafplatz und die Gesundheit. Menschen leben unstrukturiert in losen Verbänden oder kleinen Sippen in einer zeitlosen Gegenwart. Diese Stufe ist Ich-zentriert ohne Ich-Bewusstsein.
Der Mensch ist dem Willen und den Gewalten der Natur untergeordnet und hat nur eine minimale Bewusstheit über sich.
Solange genug für alle da ist und die Natur angenehme (Über-) Lebensbedingungen bietet, leben die Menschen friedlich als Jäger und Sammler vor sich hin. Ändern sich diese und es gibt Naturereignisse wie Unwetter, Kälteeinbrüche, Vulkanausbrüche, Krankheiten, Erdbeben, …, entsteht das Bedürfnis, auf diese Ereignisse Einfluss zu nehmen. In der Folge schließen Menschen sich mit anderen zusammen, um gemeinsam das Überleben zu sichern. So wechseln sie von der beigen zur purpurnen Stufe.
Purpur – Sippe und Verbundenheit
Diese Stufe findet man heute nur noch bei Säuglingen und in gehirn-pathologischen Fällen (Gehirnverletzungen, Demenz, Koma).
Magie, Stammesbewusstsein und Blutsbande bestimmen purpurne Stufe. Sie gibt es seit etwa 50.000 Jahren und entstand aus der Notwendigkeit, sich gemeinsam mit anderen gegen Naturereignisse zu schützen.
Stämme oder Sippen mit Häuptling, Medizinmann und magischen Ritualen bilden sich, um die bedrohlichen Naturereignisse zu beeinflussen. Die Welt ist voller Aberglauben und Tabus. Rituale (zu denen auch die Erbringung von Opfern gehört), Traditionen und Wertschätzung der Ahnen werden gepflegt, um Geister, Götter und Naturgewalten zu besänftigen.
Im Stamm steht das „Wir“ im Mittelpunkt. Ein hoher Wert ist die Zugehörigkeit bzw. Verbundenheit mit seinem Stamm oder seiner Sippe. Man muss sich unterordnen, während Häuptling und Medizinmann sich häufig mehr Rechte herausnehmen. Diese Unterordnung führt zu Unzufriedenheit und dazu, dass manche die sichere Umgebung des Stammes oder der Sippe verlassen.
Das Individuum entwickelt die Fähigkeit Ursache und Wirkung miteinander zu verknüpfen.
Andere Stämme oder Sippen werden oft nicht als Menschen anerkannt. Sie kämpfen gegeneinander, um Schutz und Sicherheit aufrecht zu erhalten und um den Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen zu sichern.
Kleinkinder befinden sich in dieser magischen Welt der Wunder und Zauberei.
Erwachsene sind auf dieser Stufe nur bei einigen wenigen Naturvölkern zu finden.
Die Würdigung dieser Stufe erfolgt durch die Anerkennung der Wurzeln (einer Familie oder eines Unternehmens) und der Pflege von traditionellen Ritualen.
Rot – Dominanz und Macht
Rot ist die erste Stufe, in der sich ein Ich-Bewusstsein zeigt. Sie entstand vor etwa 10.000 Jahren und entwickelt sich wiederum aufgrund der dich verändernden Existenzbedingungen. Der Mensch strebt nach Macht und Unabhängigkeit. Er ist selbstsüchtig, egozentrisch und sucht seinen Vorteil. Es geht um den Ausdruck des eigenen Selbst ohne Rücksicht auf andere.
Andere Stämme werden überfallen, es gilt das Recht des Stärkeren. Jeder ist sich selbst der Nächste.
Es entstehen größere Reiche und Imperien, die Hierarchie-geprägt sind. Es ist die Zeit der Helden und Diktaturen. Wichtige Werte dieser Stufe sind Mut, Stärke und Durchsetzungsfähigkeit, sowie Rebellion und Impulsivität. Es regieren jetzt Helden und Anführer, die sich mit Macht und Gewalt durchsetzen.
Durch die Gebietserweiterungen entsteht eine neue genetische Vielfalt, es gibt weniger Inzucht als zuvor, als die Menschen sich mehr nur in ihrem Stamm oder ihrer Sippe bewegt haben.
Kinder ab ca. dem zweiten Lebensjahr befinden sich auf dieser Stufe. Dieses Bewusstsein zeigt sich in ihrer Liebe zu Mythen und Helden. „Rote“ Erwachsene finden sich in Banden, in Unternehmen mit mafiösen oder korrupten Strukturen. In einigen Länder oder in bestimmten religiösen Ausprägungen finden sich große rote Anteile.
Erstmals lernen Menschen das Gefühl der Scham kennen.
Blau – Ordnung und Disziplin
Die Gefahren, die von der dritten Stufe ausgehen, finden die meisten Menschen bedrohlich. Sie tun sich zusammen und schließen Verträge. Es werden feste Regeln für Struktur und Rang gebildet. Titel werden wichtig. Wichtige Werte sind Sicherheit, Ordnung, Disziplin, Rechtschaffenheit, Verantwortlichkeit, Loyalität, Treue, Stabilität und Standhaftigkeit. Die Welt wird eingeteilt in gut – böse, richtig – falsch, schwarz – weiß. Es gilt Auge um Auge, Zahn um Zahn. „Teile und herrsche“, so regieren die Könige ihr Volk.
Dabei sorgen hierarchische und patriarchalische Strukturen im sozialen Miteinander für eine stabile Sicherheit. Rollen, Regeln und Gesetze geben eine feste Ordnung vor. Vermeiden, „Weg von etwas“ ist die wichtigste Strategie.
Die Gewaltenteilung und Beendigung der Selbstjustiz befriedet den Umgang der Menschen miteinander.
Die blaue Stufe entstand vor etwa 5.000 Jahren. Es entwickelt sich die zweite Wahrnehmungsperspektive, der Andere – das DU – wird wichtig. Menschen und Dinge werden in Kategorien eingeteilt. Erstmals erfahren Menschen, was ein Gewissen ist und lernen Schuldgefühle kennen.
Zu den Werten dieser Stufen gehören Disziplin, Gehorsam, Moral und Höflichkeit.
Kinder im Grundschulalter werden durch diese Strukturen häufig zum braven, angepassten Kind.
Orange – Industrialisierung, Kapitalismus, Wissenschaft, Erfolgsorientierung, Selbstoptimierung
Nachdem in der Stufe Rot ein Bewusstsein für das Ich und in der blauen Stufen die Erkenntnis für das Gegenüber, das Du, entstanden war, erweitert sich die Wahrnehmung jetzt um eine weitere Position: Die dritte Wahrnehmungsposition, die Meta-Position – wie man auf Dinge schaut.
Die Stufe Orange entwickelte sich vor ca. 300 Jahren. In dieser Stufe geht es um Fortschritt und Verbesserung. Es entsteht das Bedürfnis nach Erforschung von Natur und Technik. Die Wissenschaft macht es sich zur Aufgabe, die Wahrheit zu finden und zu beweisen. Die Industrialisierung beginnt und es entstehen Demokratien.
Auf der orangenen Ebene dürfen bestehende Regeln gebrochen werden, es geht um den maximalen persönlichen Erfolg und um die persönliche Freiheit. Menschen erobern sich Standpunkte, die nicht durch die Geburt vorherbestimmt sind. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf.
Der Kapitalismus betritt die Bühne und nutzt die Ergebnisse der Naturwissenschaften für Massenproduktion und Fließbandarbeit zur Vermehrung von Kapital und Reichtum. Es gilt die Maxime: Leistung muss belohnt werden. Zeugnisse und ein hoher Status stehen im Vordergrund.
Lobbyisten beeinflussen Staatsmänner und versuchen demokratische Regelungen und Gesetze für ihre Gewinninteressen zu verändern. Das macht das Leben mitgefühllos, konsumorientiert und fördert egozentrisches Denken und Verhalten. Die Produktionsmöglichkeiten würden ausreichen, mehrfach die Weltbevölkerung zu ernähren und trotzdem sterben unzählige Kinder an Hunger und behandelbaren Krankheiten.
Wichtige Werte auf dieser Stufe sind Leistung, Erfolg, hoher Status, Fortschritt und Eigenverantwortung.
In orange wird die rote Stufe in entwickelter Form gelebt: vom reinen „win“ zu „win-win“.
Die orange Stufe beginnt meist in der Pubertät: Jugendliche stellen alles aus einer Meta- Perspektive in Frage, beginnen eine eigene Meinung zu bilden und eigenverantwortlich zu handeln.
Grün – Gemeinsamkeit, Friedensbewegung, Umweltschutz
Die grüne Stufe entstand vor etwa 150 Jahren. Sie entwickelte sich aus den Fragen: Soll die Vermehrung des Kapitals oder „Höher – Schneller – Weiter“ wirklich alles sein? Ist ein glückliches erfülltes Zusammenleben aller mit gegenseitiger Rücksichtnahme und emotionalem Verständnis nicht viel wichtiger? Was bedeutet Menschsein eigentlich?
Grün ist geprägt von Pluralismus, Gleichberechtigung und Chancengleichheit, Ökologie und Multikulti.
Nachdem in der orangen Stufe das lineare Ursache-Wirkungs-Denken (Kopf und Vernunft) grundlegend war, rücken jetzt Gefühle und Emotionen in den Mittelpunkt. Aus der vierten Wahrnehmungsposition, als Beobachter des Beobachters wird alles systemisch und kontextabhängig betrachtet. Die eine Wahrheit gibt es nicht, sie ist eine Konstruktion.
Wichtige Werte sind Sinn, Gemeinschaft, Gleichheit und Konsens. Alle haben gleiche Rechte und Pflichten. Es entstehen soziale Netzwerke, Hilfsorganisationen und Non-Profit- Unternehmen.
Gemeinsames Handeln schafft Synergien, wenn nicht endlose Diskussionen das Handeln verhindern. Menschen schließen Frieden mit sich und leben miteinander auf der Basis „Ich bin ok – du bist ok!“.
Die Sensibilität für den Anderen und die Rücksichtnahme auf die Meinung jedes einzelnen in Gruppen führte zu einem starken Subjektivismus und Relativismus.
Gelb – Synergie, systemisch
Die ersten sechs Stufen in Spiral Dynamics sind Mangel-motiviert, d.h. Veränderungen des Einzelnen oder der Gesellschaft werden durch nicht befriedigte Bedürfnisse initiiert.
Ab der gelben Ebene spricht man von einer Seins-Motivation. Alle vorherigen Stufen werden sinnvoll integriert und erfahren Wertschätzung. Die Sicht auf die Welt ist ganzheitlich. Es geht mehr als je zuvor darum, Synergieeffekte zu nutzen.
Zu den Werten der Stufe gehören Flexibilität, individuelle Kompetenz, Selbstmotivation und Toleranz. „Gelbe“ Menschen genießen ihr Leben, sorgen für sich (nicht auf Kosten anderer) und leben frei von Zwängen. Sie sorgen für die Natur und ihre Umwelt und suchen Lösungen für die „Weltprobleme“. Sie geben und kommunizieren gerne und begegnen anderen Menschen gleichwürdig, unabhängig davon, auf welcher Stufe sie sich gerade zeigen.
Mit den wesentlichen Themen der ersten sechs Stufen
Gesundheit und Körper (Instinkt und reines Überleben)
Sippe und Verbundenheit (Magie und Begeisterung)
Dominanz und Macht (Gefühle und Selbstausdruck)
Ordnung und Disziplin (Recht und Ordnung)
Kapitalismus und Wissenschaft (Erfolg und Neugier)
Friedensbewegung und Umweltschutz (Sensibilität und Rücksichtnahme)
gehen sie reflektiert und flexibel um.
Damit sich das menschliche Potential voll entfalten kann, bedarf es der Heilung der ersten sechs Stufen.
Die gelbe Ebene gibt es seit ca. 50 Jahren.
Türkis – Global, ganzheitlich und holistisch – Allverbundenheit
Seit ca. 30 Jahren zeigt sich diese Stufe. Sehr wenige Menschen finden sich hier.
Traditionelle menschliche Grenzen werden überwunden. Es geht um das Wohl des übergeordneten Ganzen, um einen ganzheitlichen Organismus, in dem jedes Teil das Ganze enthält.
Planetarische Anliegen sind wichtiger als Interessen von Einzelnen, die Bedeutung des Gemeinwohls tritt mehr und mehr in den Vordergrund. Jede Änderung in einem Feld hat Einfluss auf alle anderen Teile des Ganzen.
Auf der Türkisen Stufen üben Menschen Verzicht, um einen Beitrag für das globale Überleben zu leisten. Traditionelle menschliche Grenzen werden überwunden, weltweite Netzwerke überwunden. Die Welt wird als ganzheitlicher Organismus mit einem kollektiven Geist begriffen.